Der digitale Tod und facebook – wie es nicht laufen sollte [Update 2: 19.06.18]

Aus Respekt gegenüber der Hinterbliebenen wurden die Namen geändert. Sollten Sie Fragen und Anmerkungen haben, so bitte ich Sie diese direkt an mich zu richten. – Vielen Dank!

Ich werde versuchen den Artikel laufend zu aktualisieren, sollte sich hier etwas ergeben.
Stand: 19.06.2018

Vor etwas mehr als 2 Jahren verließ mich ein geliebter Mensch meines Familienumfeldes – Christian. Jedes Mal, wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, fühle ich eine Schwere, die wahrscheinlich niemals komplett verschwinden wird. Dennoch gab es noch ein offenes Thema zu verarbeiten, bei dem ich dachte, dass ich tatsächlich etwas beisteuern könnte. So bekamen wir, die Familie und Freunde von Christian weiterhin jährlich die Ankündigung, z.B. zu seinem Geburtstag.

Wir sprachen bei einem familiären Kuchensonntag darüber und ich erinnerte mich in einer Dokumentation schon einmal etwas darüber gesehen zu haben und das facebook einen sogenannten Gedenkzustand anbietet.

Scheint ja ganz einfach

Tatsächlich, facebook hat dafür bereits ein Formular vorbereitet. So füllte ich also das kleine Formular aus, stellte eine ’sichere‘ Möglichkeit her die Kopie der Sterbeurkunde anzuhängen und schickte das Formular ab. Eine automatisierte Antwort teilte mir mit, dass die weiteren Absprachen zu dem Thema über das Support-Postfach laufen werden.

 

Noch am gleichen Tag erfolgte eine Antwort. Ich denke es handelt sich um eine automatisierte Antwort. Ich dachte mir, sollte das so schnell abgewickelt sein wie ich erwartete, wäre hier auch kein persönlicher Kontakt notwendig.

Ich versuchte kurz und knapp (und ohne Satzzeichen, wie ich sehe *duck*) den Account von Christian in den Gedenkzustand zu versetzen und erläuterte noch einmal mein Anliegen. Außerdem erwähnte ich noch den Namen und den Account des Vaters – Heinrich, indessen Auftrag ich handelte, falls seitens facebook Rückfragen entstünden, die einen direkten Angehörigen beträfen.

Dennoch wunderte ich mich, warum nach jeder Anfrage das Ticket geschlossen wurde, obwohl hier nichts passiert war. Auch auf individuelle Fragen innerhalb des Tickets wurde nicht eingegangen, was mich auch weiterhin zu der Annahme führt, dass der Support bestenfalls Bruchstücke an deutschen Absätzen zur Verfügung hat, um auf Anliegen einzugehen. — Mir auch weiterhin bei jeder Antwort „Beileid“ zu bekunden, macht es übrigens nicht glaubwürdiger, aber das nur mal am Rande.

Der ein oder andere mag sich vielleicht denken: ‚Vielleicht sollte man das auf Englisch machen‘. Ja — und nein. Ich hätte das Support Gespräch auch auf Englisch führen können, da aber der Support auf Deutsch angefangen hat, wüsste ich nicht, warum ich das nicht aus so weiter machen sollte. Zudem muss man bedenken, dass es sich um ein „MultimilliardenDollar-Unternehmen“ handelt. Die sollten wohl in der Lage sein einen deutschen Support anzubieten.

Ich hatte gehofft, facebook würde eine etwaige Wartezeit angeben, wie lange das dauern würde, aber wie man nun sehen kann, erhält man immer und immer wieder nur Verweise auf die facebook-Hilfe, die nun bereits zu dem Bereich wahrscheinlich ‚auswendig‘ kenne.

Fertig?

 

Endlich! ich bin nicht ganz verloren und habe es am Morgen des 5.Juni doch nun ziemlich unbürokratisch geschafft den Account von Christian zu deaktivieren – und auch auf facebook konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Auf der Profilseite hing über der Seite nun eine Information über den Zustand des Accounts, sowie eine Überschrift über dem Namen „Zur Erinnerung an“.

vom Regen in die Traufe

Am Abend des gleichen Tages erhielt ich einen Anruf von Heinrich – dem Vater des Verstorbenen. Er schien etwas verdutzt. Denn der Versuch sich in sein Konto einzuloggen schlug mit der Mitteilung fehl, dass sein Account im Gedenkzustand war. Ich ahnte etwas und teilte mit, dass ich mich darum kümmern würde. Und siehe da: bei einem Blick auf fb und Heinrichs Facebook-Seite verriet, ja, auch er wurde von facebook für tot erklärt. Also wieder zurück im Support-Postfach. – Leicht angesäuert und entsetzt darüber, wie man in so einem ‚kritischen‘ Fall so schlampig arbeiten kann.

Die Antwort folgte. Standard Entschuldigungsfloskel und sie haben sich irgendetwas ‚vermerkt‘, damit das nie wieder vorkommen könne.

Hab ich so gedacht: „Gut dann sind wir fertig?“ Kurzer Blick auf das Profil von Heinrich – super! Lebt also. Ein weiterer auf das Profil von Christian und siehe da:
Lebt auch wieder??? 

Ich war schockiert. Mir fiel einfach nichts mehr dazu ein und ich wurde echt sauer (– ein bisschen Unsicherheit, ob ich mich irgendwie falsch ausgedrückt haben könnte war auch dabei). Also wieder in das FB-Support Postfach und diesmal würde ich mich final kristallklar ausdrücken – jedenfalls wenn ich mit dem „ich bin echt sauer“-Teil durch sein würde.

So, aber jetzt wird es ganz sicher funktionieren. Ich meine: was soll ich denn noch sagen? Einfach Christian -ONLY- in de Gedenkzustand versetzen und sonst nichts tun, oder: wenn es techn. Schwierigkeiten gibt mit Heinrich oder mir darüber sprechen, um für alle Parteien endlich zu einem zufriedenstellenden Ende zu führen. Und es antwortet wer:

Nein. Es hat sich nicht erledigt das Profil von Christian ist weiterhin online. Also ist alles wieder am Anfang.
Und ja, ich habe die Geschichte früher veröffentlicht, aber auch nur, weil ich seit der „Vorgesetzten“-Anfrage keine Antwort mehr erhalten habe.

Ich hatte erwartet, dass man mir mitteilt, dass man das nun noch einmal prüfen werde aber – nichts.

Update 1 – 18.06.:

Ich wartete nun also seit dem 6. Juni gespannt auf eine Antwort eines möglichen Vorgesetzten. Vergebens. Also alt bekanntes Supportpostfach geöffnet:

Ich würde das gerne weiter kommentieren, aber ich habe bereits alles gesagt.

Übrigens: Ich versuche es jetzt auch noch über den englischsprachigen Twitteraccount von facebook.

Update 2 – 19.06.:

Welches Opfer bei „Facebook Community Operations“ denkt sich eigtl. aus mir schon wieder sein/ihr Beileid….!? ach was soll’s… Finally. The End!?