So ähnlich müssen die frühen Internetpioniere gedacht haben, als das „erste Internet“ das Arpanet 1969 ins Leben gerufen wurde. Damals ausgelegt für militärische Zwecke mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 56kbits/s. 1985 kann so ziemlich als der Startpunkt des heutigen Internets bezeichnet werden.
Die Integration des Internets in unser aller Leben erfolgte eher schleichend, bis zu dem Punkt an dem Smartphones und Internetzugang für jeden kostengünstig zur Verfügung standen. Doch nun überschlagen sich die Ereignisse. Mit-Mach-Internet, Web2.0. SocialMedia, Suchmaschinen, KI, Life/Fitness-Gadgets, Global Überwachung. Und doch: All das war bisher nur möglich, weil es anderen schlechter geht, als uns.
So überrascht mich das Internet immer mal wieder. Nicht durch technische Neuerungen. Die verlaufen eher linear. Ich meine im Kopf. Zuletzt überraschte mich die Live-Video Map von facebook. Ja, technisch ist die Funktion jetzt nicht überragend neu – und dennoch. Spielt doch mal mit dem Gedanken. Während ich hier sitze und diesen Artikel verfasse, passiert so unheimlich viel auf der Erde – und – ich könnte, wenn ich wollte bei anderen Menschen vorbeischauen. Leben. Praktisch ungeschnitten – Live. Egal, ob ein Blick nach Deutschland, USA, selbst Japan. Und da ist es dieses Gefühl. Wie klein unsere Erde doch ist. Die ganze Welt auf einem Bildschirm.
Während Twitch/Snapchat oder zum Beispiel YouTube natürlich ähnliche Formate innehaben, hat mich diese besonders geflasht. Während die meisten Formate mit Inhalt meist in irgendeiner Weise gefiltert werden, spielt sich auf fb das Leben ab. In jedweder Facette. So switche ich so durch die Channels, lasse mich von Einblicke eines gefüllten Baseball-Stadions in den USA berieseln – Kurz mal nach Ägypten an eine leere Wüstenstraße aus dem Fenster eines Transporters schauend, oder zurück nach Deutschland, wo zwei Halbstarke versuchen Treffen für den Abend zu organisieren.
Doch wo das Leben ist, da geht auch einiges schief. Sehr schief. So sehe ich nicht nur unser eins, sondern auch die Kehrseite der Medaillle. Ein stehender Mercedes mit geöffneten Türen, mitten in Amerika. Geschätzte knapp 20-jährige Jugendliche, die sich mit, so scheint es, so ziemlich allem zugeballert haben, was nicht Niet- und Nagelfest war. – Switch – Syrien. Leere Straßen und Städte. Moment? war das ein Bombe? Ich weiß es nicht genau, oder ich traue mich jedenfalls nicht, es mit Bestimmtheit auszusprechen. Ich wechselte dann auf ein Rock-Konzert. Doch gedanklich, war ich noch in den leeren Städten und dem, was ich mich nicht getraut habe zu begreifen. Meine Gedanken schweifen ab. Vielleicht ist das genug ‚Leben‘ für heute.